Das Phänomen des „politischen Katholizismus“: Die Tschechoslowakische Volkspartei 1919-1948

In der Ersten Tschechoslowakischen Republik wirkten die Katholiken in den verschiedenen Parteien. Der Hauptrepräsentant des „politischen Katholizismus“ war jedoch die Tschechoslowakische Volkspartei mit dem katholischen Priester Msgr. Jan Šrámek an der Spitze. Diese Partei wurde im Jahr 1919 gegründet. In den ersten Jahren der Ersten Republik verlief ein Kulturkampf gegen die katholische Kirche. Die Volkspartei verteidigte erfolgreich die Rechte der Katholiken. Viele Kirchenvertreter und katholische Intellektuellen waren jedoch empört, dass sie den Glauben gegen die politische Tätigkeit ausgewechselt hatte. Die Volkspartei gehörte zu den Pfeilern der tschechoslowakischen Demokratie. Während der 30-er Jahren verteidigte sie die Freiheit der Tschechoslowakei. Nach dem Abkommen von München im Jahr 1938 wurde die Partei aufgelöst. In der Zeit der Nazi-Okkupation wirkten viele Mitglieder der Volkspartei in der Widerstandsbewegung. Šrámek war in den Jahren 1940-1945 der Vorsitzende der tschechoslowakischen Exilregierung in London. Nach dem Krieg wurde die Volkspartei erneuert, ihre Situation war jedoch schwierig. In den Jahren 1945- 1948 war sie nicht mehr eine konfessionelle Partei, die katholischen Priester spielten jedoch weiterhin eine bedeutende Rolle. Die Partei strebte vergeblich, die Installation der kommunistichen Diktatur im Jahr 1948 zu verhindern. Die politische Rolle der Tschechoslowakischen Volkspartei war insgesamt positiv. Sie war jedoch eine klerikale Partei, die Religion und Parteipolitik vermischte